Biografie

Otto Hahn (Portrait) Otto Hahn (Unterschrift)

Otto Hahn

(* 8.3.1879 Frankfurt a. M., + 28.7.1968 Göttingen)

Otto Hahn stammte aus einer Frankfurter Unternehmerfamilie. Sein Vater, Heinrich Hahn, war der Begründer der Firma „Glasbau Hahn“.

Als einer der bedeutendsten deutschen Chemiker widmete sich Otto Hahn vor allem der Erforschung radioaktiver Elemente. Für die Entdeckung der Kernspaltung wurde er 1944 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, den er 1946 in Stockholm in Empfang nahm.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich Otto Hahn öffentlich gegen den Einsatz von Atomwaffen ein. Er starb am 28.7.1968 in Göttingen.

Lebensdaten

  • 1879
    Geburt in Frankfurt a. M., Bocksgasse 17 (heute Ziegelgasse) als jüngster Sohn des Glasermeisters und Unternehmers Heinrich Hahn und dessen Ehefrau Charlotte Hahn, geb. Giese
  • 1897
    Abitur an der Klinger-Oberrealschule
  • 1897
    Studium der Chemie an der Universität Marburg (dazwischen im Jahr 1898 zwei Semester an der Universität München)
  • 1901
    Promotion an der Universität Marburg mit einer Dissertation Über Bromderivate des Isoeugenols
    Einjähriger Militärdienst
  • 1902 -1904
    Zweijährige Assistenz bei Geheimrat Theodor Zincke am Chemischen Institut der Universität Marburg
  • 1904-1905
    Studien am University College in London, Mitarbeiter bei Sir William Ramsay
    Entdeckung des Radiothorium
  • 1905-1906
    Studien am Physikalischen Institut der McGill-Universität in Montreal bei Ernest Rutherford
    Entdeckung der Radioelemente Thorium C‘ und Radioactinium
  • 1906
    Beginn der Forschungsarbeiten in der Holzwerkstatt des Chemischen Instituts der Berliner Universität
  • 1907
    Habilitation an der Universität Berlin
    Entdeckung des Mesothorium I und Mesothorium II sowie des Ionium
    Beginn der Zusammenarbeit mit der Physikerin Lise Meitner
  • 1908
    Zusammen mit Lise Meitner Entdeckung des Actinium C‘‘
    Erste gemeinsame Publikation Über die Absorption der Beta-Strahlen einiger Radioelemente, erschienen in der Physikalischen Zeitschrift
  • 1909
    Aufklärung des Phänomens des radioaktiven Rückstoßes
    Entdeckung der neuen Radioelemente Radium C‘‘ und Thorium C‘‘
  • 1910
    Teilnahme als Vertreter Deutschlands am 1. Internationalen Radium-Kongress in Brüssel
    Mitglied der neu gegründeten Radiumstandard-Kommission
  • 1912
    Leiter der Abteilung für Radioaktivität des in Berlin-Dahlem neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie
  • 1913
    Heirat mit Edith Junghans
  • 1914-1918
    Erster Weltkrieg
    Zunächst Fronteinsatz in Flandern und Polen, seit 1915 Abkommandierung in die von Fritz Haber geleitete Spezialeinheit für den Gaskampf
  • 1916
    Versetzung in das „Große Hauptquartier“ nach Berlin
  • 1917
    Forschungen am Kaiser-Wilhelm-Institut, Entdeckung des Elements Protactinium durch Otto Hahn und Lise Meitner
  • 1919
    Lehrauftrag für Radioaktivität an der Universität Berlin
  • 1921
    Entdeckung der Kernisomerie am Uran Z und Uran X
  • 1922
    Geburt des Sohnes Hanno, der 1960 mit seiner Ehefrau bei einem Autounfall tödlich verunglückte
  • 1926
    Veröffentlichung der ersten Monographie „Was lehrt uns die Radioaktivität über die Geschichte der Erde?“
  • 1928
    Ernennung zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, das Otto Hahn seit 1926 provisorisch leitete
  • 1932
    Leitung der Internationalen Bunsentagung über Radioaktivität in Münster
  • 1933
    Feb.-Jun.: Gastprofessur an der Cornell-Universität in Ithaca, New York
    Jun.: Kommissarische Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie nach dem Rücktritt Fritz Habers
  • 1934
    Freiwilliger Austritt aus der Universität Berlin als Reaktion auf den Ausschluss Lise Meitners, der infolge des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums die Lehrbefugnis entzogen worden war
    Teilnahme Otto Hahns und Lise Meitners am Mendelejew-Kongreß in Moskau und Leningrad
  • 1936
    Entdeckung des Uranisotops 239
    Veröffentlichung des Applied Radiochemistry
  • 1938
    Jul.: Emigration Lise Meitners über Holland nach Schweden
    Dez. 17: Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn zusammen mit dem Assistenten Fritz Straßmann
  • 1939-1945
    Zweiter Weltkrieg
  • 1939
    Jan. 6: Artikel Hahns und Straßmanns zu den radiochemischen Ergebnissen in der Zeitschrift Die Naturwissenschaften
    Feb. 11: Veröffentlichung der wissenschaftlichen Erklärung für das Phänomen der Kernspaltung durch Lise Meitner und ihrem Neffen Otto Frisch in der Zeitschrift Nature
  • 1944
    Feb.: Zerstörung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie durch einen Bombenangriff, Verlagerung der Forschungen nach Tailfingen
    Nov: Nominierung für den Nobelpreis für Chemie durch die Schwedische Akademie
  • 1945
    Apr.-Jan. 1946: Inhaftierung durch die Alliierten, Internierung zusammen mit neun weiteren deutschen Physikern in dem Landhaus Farmhall, England
    Aug. 6./ 9.: Abwurf der US-amerikanischen Atombomben auf die Städte Hiroshima und Nagasaki
    Nov.: Bekanntgabe der Nobelpreisnominierung an Otto Hahn durch die Schwedische Akademie
  • 1946
    Dez. 10: Verleihung des Nobelpreises für Chemie an Otto Hahn in Stockholm
  • 1948
    Ernennung zum Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Göttingen (seit April 1946 bereits Präsident der Vorgängerinstitution Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft)
  • Seit den 1950er Jahren
    Verstärktes Engagement und öffentliches Auftreten für atomare Abrüstung und Völkerverständigung
  • 1955
    Feb. 13: Rundfunkappell Cobalt 60 – Gefahr oder Segen für die Menschheit?
    Jul. 15: Mainauer Kundgebung der Nobelpreisträger, Aufruf an die Nationen der Welt auf Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten
    Aug. 8: Leitung der deutschen Delegation auf der Internationalen Atomkonferenz zur friedlichen Anwendung der Atomenergie Genf
    Nov.-Dez.: Vortragsreise in die USA in Begleitung des Sohnes Hanno
  • 1956
    Vizepräsident der neu gegründeten Deutschen Atomkommission unter dem Vorsitz von Josef Strauß
  • 1957
    Apr. 12: Göttinger Erklärung der 18 Atomforscher gegen die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik Deutschland
  • 1959
    80. Geburtstag
    Verleihung der Ehrenbürgerschaft Frankfurts und Göttingens
    Einweihung des Hahn-Meitner-Instituts für Kernforschung in Berlin West
    Nov.-Dez.: Vortragsreise mit einer Delegation der Max-Planck-Gesellschaft nach Israel
  • 1960
    Ehrenpräsident der Max-Planck-Gesellschaft, Ernennung Adolf Butenandts zum Nachfolger Otto Hahns als Präsident
  • 1962
    Veröffentlichung der wissenschaftlichen Autobiografie Vom Radiothor zur Uranspaltung
  • 1966
    Verleihung des Enrico-Fermi-Preises der amerikanischen Atomenergie-Kommission an Otto Hahn zusammen mit Lise Meitner und Fritz Straßmann
  • 1968
    Jul. 28: Tod Otto Hahns in einer Göttinger Klinik
Otto Hahn - Gruppenfoto

Quellen

Klaus Hoffmann: Otto Hahn - Forschung und Verantwortung
In „Mäzene, Stifter, Stadtkultur“ (Schriften der Frankfurter Bürgerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Band 6).
Frankfurt am Main 2005, S. 227-234

Frankfurter Biografie. Personengeschichtliches Lexikon
Im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission hg. von Wolfgang Klötzer (Erster Band A – L)
Frankfurt am Main 1994, S. 296-297